Ein Brautkleid ist dazu da eine Braut an einem Tag zum Strahlen zu bringen, doch ist das auch nachhaltig?
In diesem Beitrag lasse ich dich an meinen Gedanken zu diesem Thema teil haben und schreibe über meine Sicht der nachhaltigkeit eines Ein- Tages- Kleides.

30mal, dann ist alles ok
Es gibt mittlerweile so einige Studien darüber, ab wann ein Kleidungsstück nachhaltig ist. Oft mit dem Ergebnis, jedes Kleidungsstück ist nachhaltig, wenn es 30 mal und mehr getragen wurde. Doch ist das wirklich so? Wenn ein Kleid aus Chemie und zu unmenschlichen Bedingungen hergestellt wurde ist es also nachhaltig, wenn ich es 30 mal und mehr anziehe und dann ist alles ok!?
Also macht man auch ein Brautkleid nachhaltig, wenn es einfach so oft wie möglich getragen wird, egal aus welchen Materialien und zu welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Das ist zumindest das, was mittlerweile so vorgemacht wird. Second Hand Läden wachsen aus dem Boden wie Unkraut, weil alle wollen ja die Brautbranche nachhaltig machen. Doch dabei soll das Kleid höchstens einmal getragen worden sein und bitte nicht älter als 3 Jahre sein. Und dann? Ja dann ist das nachhaltig!
Am besten hängt man dann auch noch die Salekleider aus dem Laden aus der Nachbarstadt dazu, denn die wurden ja nicht verkauft, aber so werden sie ja nachhaltig, denn sie bekommen eine zweite Chanche.
So einfach geht das...

....leider nicht!
Denn die meisten Kleider sind aus Polyester gefertigt, ein Stoff welcher aus Rohöl besteht. Mit viel Chemie wird daraus ein Garn und dann ein Stoff. In Fabriken, welche weder einen Mindestlohn, noch Arbeitsschutz oder Urlaub für Ihre Arbeiter*innen haben. Hier sitzen Frauen, Männer und auch oft Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Fabriken, färben Stoffe mit Chemie ohne Schutzkleidung, das oft 10 oder mehr Stunden am Tag, 7 Tage die Woche für einen Lohn der nicht zum Leben reicht. Aber nicht so schlimm, man trägt das Kleidungsstück aus dem Stoff einfach 30 mal und mehr, dann passt das schon!
Auch mit Perlen von Hand bestickte Kleider sind oft zu finden, die schönen kleinen Kinderhände können das besonders gut und es ist doch toll, wenn ein Kind zum überleben der Familie beitragen kann. Denn das ist alles ok, wenn wir einfach das Brautkleid dann ein weiteres mal als second Hand Kleid tragen. Dann ist alles gut, dann ist alles nachhaltig!

Besser, aber mehr auch nicht
Klar, wir sparen Ressourccen, wenn ein Kleid nicht neu produziert werden muss, sondern statt dessen ein Kleid wieder getragen wird. Ein Kleid weniger, was ein Kind nicht besticken muss. Ein Kleid weniger, an dem keine Mutter 12 Stunden ohne frische Luft und Tageslicht nähen muss. Ein Kleid weniger, dass nicht aus China nach Deutschland geschickt werden muss. CO2 das dadurch gespart wird.
Aber das macht es nicht nachhaltig, das macht es nicht fair und das macht es kein bisschen besser!
Aber wie den dann?
Faire Arbeitsbedingungen für die Näher*innen sind extrem wichtig, dazu zählen feste Arbeits- und auch Pausenzeiten, einen existenssichernden Lohn(!) (der Mindestlohn ist oft weit darunter) und gute Arbeitsbedingungen. Kinder haben hier gar nichts zu suchen, die gehören in die Schule und nicht in eine Fabrik. Informiere dich also vor dem Kauf über die Marke, deines Traumkleides. Nimm dir die Zeit um Zuhause nocheinmal über dein Kleid nachzudenken und über die Marke rauszufinden, wie, wo und von wem wird dein Kleid produziert. Denn nach wie vor gibt es Sklaven welche in der Textil- und ja, auch in der Brautkleidindustrie arbeiten müssen. Gerade in China, wo die meisten Brautkleider produziert werden, werden oft Zwangsarbeiter eingesetzt und auch vor Kindern wird hier nicht halt gemacht.
Das Material deine Kleides zeigt dir sehr schnell, wie nachhaltig dein Kleid ist. Polyester ist der am meisten verarbeitete Stoff bei Brautkleidern, dieser ist für die Umwelt schädlich und wird aus Erdöl produziert. Auch, wenn du vor hast dein Kleid nach der Hochzeit weiter zu verkaufen oder sogar ein SecondHand Kleid kaufst. Dieser Stoff wird dadurch nicht umweltfreundlicher!
Seide ist auch ein häufig verarbeiteter Stoff, vor allem bei den hochpreisigen Kleidern. Für die Seidenproduktion werden heuzutage Raupen gezüchtet, sobald sie verpuppt sind wird die Raupe in ihrem Kokon ausgekocht um so viel wie möglich des unbeschädigten Fadens zu erhalten. Für ein Brautkleid sterben so ca 1000 Raupen! Willst du das vermeiden, achte darauf, dass für dein Kleid Peacesilk verwendet wurde. Hier wird gewartet, bis der Schmetterling geschlüpft ist und nur das "Abfallprodukt" der Raupe für die Seidenproduktion genutzt. Dies kostet jedoch Zeit, denn von verpuppen bis zum Schlüpfen des Schmetterlings vergehen 30 Tage. Und Zeit kostet Geld, darum ist diese Seide teurer, aber dafür Tierfreundlich!
Möchtest du 100% sicher gehen, dass dein Kleid Menschenfreundlich, Umweltfreundlich und auch noch Tierfreundlich produziert wurde, solltest du dich bei den zahlreichen kleinen Labels, die es mitlerweile in Deutschland gibt nach deinem Brautkleid umschauen. Hier kanst du dir die Schneiderei, selber anschauen und auch mal mit den Schneider*innen reden. Wie wird produziert, wer näht dein Kleid mit viel Liebe für dich? Ist die Schneiderei hell mit Tageslicht und frischer Luft?
Zudem kannst du hier auch erfahren, wo die verarbeitenden Stoffe her kommen, aus was für Material sind sie. In der SCHATZschneiderei achten wir hier auf Siegel, die uns garantieren, dass die Stoffe fair, umweltfreundlich und Tierfreundlich produziert wurden.
Ein weiterer Punkt ist natürlich, dass auch ein fair in Deutschland aus zertifizierten Biostoffen produziertes Kleid nicht nachhaltig ist, wenn es nur an einem Tag getragen wird und dann im Schrank hängt, oder eben auch noch eine oder sogar zwei weitere Bräute glücklich machen.
Darum achten bei deinem Kleid auf ein zeitloses design, denn um so zeitloser, um so länger können Bräute darin heiraten und um so mehr darin heiraten, um so nachhaltiger wird es- erinnere dich an die 30 mal und mehr-
Kleine Labels achten auf eine sehr hohe Qualität der Materialien, so dass diese nicht so leicht kaputt gehen und auch repariert werden können.
Eine weiter Möglichkeit ist es dein kleid nach der Hochzeit umzugestallten um es alltagstauglich zu machen. Hier gibt es viele Möglichkeiten, wenn die Stoffe es zulassen. Kürzen, einfärben oder zu Jeans und Blazer lässig kombiniert taugt so manches Brautkleid auch für eine schöne Geburtstagsfeier oder gar als Hochzeitsgast auf einer weiteren Hochzeit.
Aus dem Stoff, der beim Kürzen übrig bleibt kann ein schönes Taufkleid für den Nachwuchs entstehen, so dass alles weiter verwendet wird.
Nachhaltig ist eigentlich eben doch ganz einfach, wenn man weiß wie!

Kleid: SCHATZschneiderei
Foto: Shalynn Crowford Fotografie
Styling: Stylistin Jessica Frey